Copyright © 2014 mat - Maschinen- und Anlagentechnik Dr. Becker GmbH - Letzte Aktualisierung: 18.03.2022
Phasenerdung
Erdschluss in Mittelspannungsnetzen
Entlastung der Fehlerstelle durch Phasenerdung
Die Phasenerdung wird sinnvoll in gelöschten Mittelspannungsnetzen eingesetzt. Der Einsatz in isolierten
Netzen ist ebenfalls möglich.
Im gelöschten Netz tritt bei einem 1-poligen Erdfehler aufgrund der Erdkapazitäten der Kabel oder
Freileitungen ein kapazitiver Ladestrom auf, der über die Fehlerstelle fließt. Durch den Einsatz einer
Erdschlusslöschspule, die in den Sternpunkt des Leistungstransformators oder in den Sternpunkt eines
Sternpunktbildners oder Erdungstransformators geschaltet wird, fließt im Falle eines Erdfehlers ein induktiver
Kompensationsstrom (180° Phasenlage) über die Fehlerstelle.
Durch genaue Kompensation mittels einer
Tauchkernerdschlusslöschspule und eines
qualifizierten Kompensationsreglers kann der
kapazitive Ladestrom zu Null gebracht werden
(bei Resonanzabstimmung). An der Fehlerstelle
verbleibt nur der Wattreststrom, der allerdings
bei großen Kabelnetzen einige zig Ampere
annehmen kann. Bei Über- oder
Unterkompensation fließt ein zusätzlicher
Blindstrom über die Fehlerstelle entsprechend
des Verstimmungsgrades und des ohmschen
Anteiles.
Im Allgemeinen beträgt der Wattreststrom in EVU-Netzen ca. 2 – 4 % des Resonanzstromes (kapazitiver
Ladestrom bzw. induktiver Kompensationsstrom bei Resonanzabstimmung) bzw. 6 – 8 % in Industrie-netzen.
Bei entsprechender Höhe kann der resultierende Rest-strom (Scheinstrom) an der Fehlerstelle deutliche
thermische Beschädigungen hervorrufen (I²R). Daher ist es bei ausgewählten Anwendungen zielführend, auch
diesen Reststrom zu minimieren. Zu berücksichtigen ist dabei, daß im Erdschluß neben der 50 Hz-
Komponente u.a. auch eine 250 Hz-Komponente fließt, die erfahrungsgemäß ca. 70 – 150 % der 50 Hz-
Komponente annehmen kann. Die Fehlerstelle wird also insgesamt durch einen resultierenden 50 Hz-
Fehlerstrom und einen zusätzlichen Fehlerstrom, hervorgerufen durch Oberswingungen, belastet.
Darstellung der Ströme und Spannungen im
Erdfehlerfall eines gelöschten Netzes
Grundsätzlich gibt es 2 Möglichkeiten Restströme an der Fehlerstelle zu
kompensieren:
a)
die Reststromkompensation durch Stromrichter
b)
den niederohmigen Nebenschluß durch Erdung der fehlerbehafteten
Phase im Umspannwerk (Phasenerdung)
Der Reststromkompensator hat teilweise erhebliche Nachteile:
1.
Wegen der Komplexität des Stromrichters wird bisher nur die 50 Hz
Komponente kompensiert; die etwa gleich große 250 Hz Komponente wird nicht kompensiert.
2.
In dem ohnehin komplexen Nullsystem wird während des Erdschlusses mit einem Stromrichter und
somit mit unvermeidbaren Netzrückwirkungen gearbeitet.
3.
Der Kompensationsstrom wird über u. U. weitverzweigte Leitungen über die Fehlerstelle getrieben und
somit ggf. in sensible Bereiche wie z. B. Schachtanlagen unter Tage im Bergbaubetrieb oder sensible
Chemieanlagen.
4.
Die Kosten für Steuerelektronik und Leistungselektronik sind hoch, wobei die Betriebssicherheit auch
wesentlich von Netzstörungen (transiente Überspannungen) abhängig ist.
5.
Zuverlässigkeit, Lebensdauer und Kosten für Wartung sind zu berücksichtigen.
Die Phasenerdung hingegen stellt eine seit langem bekannte und einfache, robuste und zuverlässige Technik
dar. Es wird im Umspannwerk die fehlerhafte Phase 1-polig geerdet. Nachteile waren bisher, daß 3 einpolige
Schaltgeräte und somit 3 Schaltzellen verwendet werden mußten. Dies führte ebenfalls zu nicht unerheblichen
Hardwarekosten und wegen der 3 Schaltzellen zu erheblichem Raumbedarf (ebenfalls Zusatzkosten).
Darüber hinaus tritt bei der reinen Phasenerdung je nach Laststrom an der Fehlerstelle ein gewisser
Spannungsabfall auf.
Aufgrund neuer technischer Möglichkeiten haben wir die Phasenerdung für den praktischen Einsatz höchst
interessant machen können. Durch Einsatz von 3 bzw. 4 einpoligen Leistungsschaltern, welche über sehr
kleine Magnetantriebe verfügen, kann der Aufwand auf eine Schaltzelle reduziert werden. Zusätzlich
erforderlich ist eine Auswahlschaltung für die fehlerhafte Phase mit Verriegelung und definiertem
Einschaltbefehl.
Der störende Spannungsabfall an der Fehlerstelle wird durch den Einsatz eines Leistungswiderstandes
weitgehend kompensiert. Somit steht heute ein preiswertes System zur Verfügung, welches die Fehlerstelle
vom Reststrom weitestgehend entlastet, und zwar sowohl von der Wirkkomponente als auch von der
Blindkomponente und zwar im gesamten
Frequenzspektrum also Grundwelle und
Oberschwingungsströme.
Aus unserer langjährigen Erfahrung aus den Bereich
der Erdschlusslöschung, der niederohmigen
Sternpunkterdung und der Auslegung von
Leistungswiderständen waren wir in der Lage, die
verschiedensten Konfigurationen zu entwickeln. Typisch
ist ein typgeprüftes Innenraum-Schaltfeld mit
angebautem oder separat stehendem Steuerschrank.
Hiermit steht ein preiswertes, flexibles und höchst
leistungsfähiges System zur Entlastung der Fehlerstelle
zur Verfügung, welches insbesondere die Belange
sensibler und sicherheitsrelevanter Netze
berücksichtigt.
Phasenerdung Steuerschrank und Schaltfelder 10,5 kV (25kA)
Die jetzt von uns entwickelte Technik ist
zukunftsweisend, da Kosten, Technik und Aufwand in
einem optimalen Verhältnis zueinander stehen.
Einmessung der Anlage
Mit gleicher Anlage und ohne Zusatzaufwand kann durch Einlegen eines definierten kurzzeitigen
Doppelerdschlusses (KUDE) eine Fehlerortung durchgeführt werden (Einschaltdauer 100 msec.).
Sowohl für isolierte als auch für gelöschte Netze verfügen wir über entsprechende Patente.
Für weitere Informationen sprechen Sie uns bitte an.
Servicetelefon
Tel.:+49 4532 202101
Fax: +49 4532 202121
Mail: info@m-a-t.de